Leitfaden
zur soziokratischen Wahl der Klassensprecher:innen
zur Stärkung von Youth Leadership & Demokratiekompetenz
4 x 2 Schulstunden
10-30
Schüler:innen
ab 14
Jahren
So verwendest Du diesen Leitfaden
Um den Einstieg in die soziokratische Klassensprecherwahl zu erleichtern, haben wir diesen Leitfaden mit grundlegenden Informationen und Tipps auf Grundlage unserer langjährigen Erfahrung erstellt. Die soziokratische Wahl ist eine gute Möglichkeit, eines von vielen Elementen der Soziokratie kennenzulernen und macht neugierig, mehr zu erfahren!
Arbeitsblätter zum Ausdrucken
Wir bieten Arbeitsblätter zum Ausdrucken an. Einige Übungen werden in BASIC und ADVANCED angeboten, sodass Du das passende Niveau für Deine Schüler:innen auswählen kannst. Hier kannst du das Material herunterladen.
Interaktiver Lernpfad
Für alle, die sich für digitales Lernen interessieren, gibt es den interaktiven Lernpfad von chabaDoo für Schüler:innen. Dieser ist in der Fortgeschrittenenstufe verfügbar. Du und deine Schüler:innen können den Lernpfad entweder über die in jeder Einheit geposteten Links durchlaufen oder ihr legt euch ein chabaDoo-Konto an, damit könnt ihr die Ergebnisse auch speichern und die Waben individuell anpassen.
Erklärvideos
Zu jeder Session gibt es ein Erklärvideo mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Wir setzen auf Transparenz: Wir experimentieren mit dem Einsatz von KI in der Bildung, deshalb haben wir die folgenden Lernvideos für Lehrkräfte mithilfe eines Avatars erstellt. Der Inhalt wurde zu 100 % von uns erstellt. Dadurch können wir die Lernvideos auch mit begrenzten Ressourcen mehrsprachig anbieten.
Wenn Du mehr über unsere Erfahrungen mit KI erfahren möchtest oder persönliche Workshops bevorzugst, kontaktiere uns!
Einheit 1: Vorbereitung
Einführung in die Soziokratie
Die Vorbereitungsphase dient dem Verständnis der Schüler:innen, warum die Wahl diesmal anders abläuft.
Wenn die Schüler:innen geübt sind, in Runden zu sprechen, wird dies den offenen Wahlprozess beschleunigen und ihm mehr Bedeutung verleihen.
Der erste Schritt ist das Kennenlernen der Prinzipien, Theorien sowie der grundlegenden Definitionen und Prozesse der Soziokratie als Vorbereitung für die Durchführung der soziokratischen Wahl im Unterricht.
nutze alternativ die Arbeitsblätter 1.1."Einführung in die Soziokratie" zum Ausdrucken aus dem Arbeitspaket.
Video "Was ist Soziokratie?"
Motivationen und Ziele
Besprich mit deinen Schüler:innen, warum die Wahl der Klassensprecher:innen in diesem Jahr anders sein wird und erhöhe damit ihre Motivation. Verknüpfe den Wahlprozess mit den für dich und deine Schüler:innen relevanten Lernzielen und Themen, z.B. Inklusion, Respekt, SDG´s (UN Nachhaltigkeitsziele: speziell 3, 5, 10 und 16).
Lade deine Schüler:innen mit dem ersten Arbeitsblatt ein, einige Fragen persönlich zu reflektieren. Ihre Gedanken werden sie im nächsten Schritt teilen.
nutze alternativ die Arbeitsblätter 1.2. "Motivation und Ziele - Basis & Vertiefung" zum Ausdrucken aus dem Arbeitspaket.
In Runden sprechen: Eine neue Kommunikationskultur initiieren
Video "Warum sprechen wir in Runden?"
nutze alternativ die Arbeitsblätter 1.3. "In Runden sprechen" zum Ausdrucken aus dem Arbeitspaket.
In Runden sprechen: Eine neue Kommunikationskultur initiieren
Eine Runde ist ein strukturierter Kommunikationsprozess, bei dem jede Person die Möglichkeit hat, der Reihe nach zu sprechen. Mit dieser Redekultur wird sichergestellt, dass jede:r die gleiche Chance hat, seine eigenen Gedanken und Ideen zu äußern. Gesprächsrunden werden häufig in Gruppen eingesetzt, in denen Zusammenarbeit und Inklusivität wichtig sind.
[Ihr praktiziert das Sprechen in Runden oder Kreisen bereits, vielleicht im Morgenkreis oder im Klassenparlament? Prima - dann kannst du diese Erklärung überspringen und mit der nächsten Aktion beginnen.]
nutze alternativ die Arbeitsblätter 1.3. "In Runden sprechen" zum Ausdrucken aus dem Arbeitspaket.
Einheit 2: Rollenbeschreibung
Video "Was ist Konsent?"
Rollenbeschreibung der Klassensprecherwahl
Nun seid ihr eingestimmt und könnt mit dem ersten Schritt der soziokratischen Wahl beginnen:
Die Schüler:innen diskutieren, welche Aufgaben das Klassensprecherteam haben sollte und welche Stärken und Kompetenzen ihrer Meinung nach für die Ausübung der Aufgaben erforderlich sind.
Die Rollenbeschreibung bietet eine gemeinsame Grundlage für die Wahl. Sie stellt sicher, dass alle in der Lage sind, fundierte Entscheidungen zu treffen, wenn es um die Wahl geht. Die Klasse definiert die Rollenbeschreibung gemeinsam in ihrem ersten Konsensbeschluss mit folgenden Schritten:
nutze alternativ die Arbeitsblätter 2.1. "Rollenbeschreibung" zum Ausdrucken aus dem Arbeitspaket.
Die Rollenbeschreibung im Konsent entscheiden
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Die Kleingruppen stellen ihre Vorschläge in einer ersten Runde vor. Die Ergebnisse werden für alle sichtbar mitgeschrieben. Es wird nichts doppelt aufgeschrieben. Unterdrücke an dieser Stelle Einwände. Alle werden in den nächsten Schritten zu ihrer Reaktion und Zustimmung gehört.
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In einer zweiten Runde werden die Kleingruppen der Reihe nach gefragt, ob diesem Vorschlag noch etwas hinzugefügt oder gestrichen werden soll.
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Als Lehrkraft ist dies höchstwahrscheinlich der einzige Moment, an dem du dich am Entscheidungsprozess beteiligst. Je nachdem, ob ihr eine schulübergreifende Rollenbeschreibung für Klassensprecher:innen oder spezielle Aufgaben habt, z. B. Teilnahme am Schulparlament, fügst du diese Aufgaben - falls sie nicht schon genannt wurden - hinzu. Als Lehrkraft bist du das Bindeglied zu allen anderen Lehrpersonen, der Schulleitung und der Schule.
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Frage nun in der Konsent-Runde jede:n einzelnen im Kreis, ob es Einwände gegen oder einen Konsent für die Rollenbeschreibung gibt, so wie sie nun da steht.
Mögliche Antworten sind
❏ Ich habe keine Einwände, ich stimme dieser Rollenbeschreibung zu.
❏ Ich habe einen Einwand und sehe einen Grund, warum der Vorschlag nicht gut genug und nicht sicher genug ist, um ihn auszuprobieren.
Alternativ zur verbalen Formulierung der Antwort in Runden können die Schüler:innen auch alle gleichzeitig Handzeichen geben. Das nimmt weniger Zeit in Anspruch.
❏ Eine Hand auf dem Herzen: kein Einwand, Zustimmung
❏ Zwei Hände nach vorne: Einspruch (und damit mehr Information) und keine Zustimmung
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Bitte Schüler:innen, die einen Einwand haben, ihre Bedenken zu formulieren und hilf ihnen, eine bessere Lösung vorzuschlagen.
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Ändert oder ergänzt die Rollenbeschreibung so lange, bis alle keinen Einwand im Sinne des gemeinsamen Zieles haben und sich für den Vorschlag mitverantwortlich fühlen.
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Du als Lehrkraft gibst als Delegierte der anderen Lehrpersonen und der Schulleitung auch deinen Konsent zur Rollenbeschreibung - oder fügst notwendige Aufgaben hinzu.
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Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt nun eine gute Grundlage für die Wahl der Klassensprecher:innen geschaffen! Jetzt wissen alle, welche Aufgaben die Rolle tatsächlich umfasst und welche Fähigkeiten dafür erforderlich sind.
Konsent bedeutet...
dass das Gruppenziel über den persönlichen Vorlieben steht. Konsent bedeutet auch, dass der Vorschlag gut genug für jetzt und sicher genug ist. Es ist nicht wichtig, die perfekte Lösung zu suchen. Perfekte Lösungen oder den Konsens zu finden, dauert mit einer Gruppe meist sehr lange. In einer sich schnell verändernden Welt müssen wir in der Lage sein, beweglich statt perfekt zu sein. Eine Rollenbeschreibung, die gut genug und sicher genug für ein Schuljahr ist, ist somit völlig akzeptabel.
Einwände sind...
in der soziokratischen Denkweise wie Geschenke. Sie geben Aufschluss darüber, dass dem Vorschlag etwas Wichtiges fehlt. Wenn wir Bedenken teilen, teilen wir unsere Erfahrungen und Sichtweisen zu einem Thema. Es ist wertvoll, ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um gute Entscheidungen treffen zu können
Vorbereitung der nächsten Einheit
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Gib den Schüler:innen etwas Zeit zwischen der Erarbeitung der Rollenbeschreibung und dem nächsten Schritt der Nominierung. Erfahrungsgemäß ist ein Zeitrahmen von maximal einer Woche und mindestens einer Nacht zum “drüber Schlafen” sinnvoll.
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Lade die Schüler:innen ein, ihre Meinungen, wer als Klassensprecher:in gut geeignet wäre, nicht miteinander zu diskutieren. Sie sollten sich auch nicht gegenseitig bitten, gewählt zu werden, sondern selbst zu überlegen, wer am besten zur Rollenbeschreibung passt.